Vorbereitende Arbeitsintegration

Psychische Beeinträchtigungen sind ein häufiger Grund für Arbeitsunfähigkeit in der Schweiz. Leistungsdruck, Stress und Überarbeitung können Menschen psychisch krankmachen. Aber auch Arbeitslosigkeit hat negative Auswirkungen: der Verlust des Arbeitsplatzes führt noch stärker als berufliche Überlastung zu psychischen Problemen. So haben Erwerbslose ein höheres Risiko, psychisch krank zu werden als Erwerbstätige. Einmal aus der Arbeitswelt rausgefallen, ist es für die Betroffenen sehr schwer, wieder in der Arbeitswelt Fuss zu fassen.

Mit der Therapieeinheit «vorbereitende Arbeitsintegration» soll psychisch beeinträchtigten Menschen geholfen werden, sich ohne Druck und Angst mit den Zusammenhängen zwischen Arbeit, Krankheit und Rehabilitation auseinanderzusetzen und einen realistischen Praxisbezug herzustellen, mit dem Ziel die Arbeitsintegration nachhaltig zu unterstützen und vorzubereiten.

Möglichkeiten

Die Gruppen werden durch zwei Fachpersonen mit Spezialisierungen im Bereich der Arbeitsintegration und Arbeitsvorbereitung begleitet und stellen sich aus den folgenden Elementen zusammen:

  • Gruppentrainingsprogramm Z.E.R.A (7Einheiten)
  • Erarbeiten von Ressourcenkarten
  • Arbeitsprofile erstellen (MELBA)
  • Erweitern von Anwenderkenntnissen mit PC
  • Berufsinformationen einholen
  • Erstellen und aktualisieren von Bewerbungsdossiers
  • Erstellen von Budgetplänen
  • Besichtigung von Betrieben (1. und 2. Arbeitsmarkt)
  • Fachpersonen einladen (IV / Sozialberatung / Psycholog*innen)
  • Sprachkurse
     

Details der Möglichkeiten

  • Z.E.R.A. ist die Abkürzung für, Zusammenhang zwischen Erkrankung Rehabilitation und Arbeit. Es ist ein Gruppentrainingsprogramm zur Unterstützung der beruflichen Rehabilitation von Menschen mit psychischer Erkrankung. 

    Entwickelt und etabliert wurde es von der Irmgard Plössl (Dipl. Psychologin) und Matthias Hammer (Dipl. Psychologe). Das Trainingskonzept führt die Teilnehmer differenziert und in kleinen Schritten an ihre individuellen Fähigkeiten heran. Der Arbeitseinstieg, nach einem längeren Klinikaufenthalt, ist bei den Betroffen oft mit Angst behaftet und dies verhindert, dass die Teilnehmer aktiv in die Handlung kommen. Auch aus diesem Grund wird das Thema Arbeit in dem Trainingsprogramm breit aufgefächert. Das Ausarbeiten von Vor- und Nachteilen bei der Arbeit, die Frage, was bedeutet Arbeit für sie? und das Vulnerabilitäts-Stress-Modell (Wittchen&Hoyer 2011) aus der Gesundheitspsychologie vermittelt Wissen über die psychische Erkrankung und die Krisenbewältigung am Arbeitsplatz. Ausserdem werden persönliche Stärken und Schwächen, Wünsche/Ziele und mögliche Unterstützungsmöglichkeiten herausgearbeitet. Das Thematisieren von Frühwarnzeichen und Entlastungsmöglichkeiten dient der Prävention. Der Patient baut durch das Erarbeiten in Gruppen- und Einzelarbeiten seine Handlungskompetenzen auf und reduziert somit die erlebte Hilflosigkeit. Zumal auch keine Lösungen angeboten werden, sondern Klärungshilfen. Die Betroffenen haben häufig unrealistische Ziele, an denen sie daran länger haften können, ohne wirklich vorwärtszukommen. Daher basiert Z.E.R.A.  auf einer realistischen und konkreten Zielplanung. Die Patienten müssen informiert sein und sollen Entscheidungen treffen, denn auf dem ersten Arbeitsmarkt stehen sie in Konkurrenz mit den Gesunden. 

    Eingebettet in das Gesamtkonzept der vorbereitenden Arbeitsintegration ist auch im Z.E.R.A. die Schnittstelle das Melba Befundungs-Instrument mit den Grundarbeitsfähigkeiten, die für Teilnehmer: innen auch veranschaulicht werden. Welche erfüllen Sie? Wo haben sie Schwierigkeiten? Und wie kann ich diese beheben! So werden die Teilnehmer von einem Aufmerksamkeitsfocus zum nächsten geführt. Im Z.E.R.A. bearbeitete Themen können in der Gruppentherapie am Nachmittag individuell aufgegriffen und vertieft werden, die Krankheitseinsicht fördern und Strategien zur Rückfallprophylaxe gefunden werden.
     

  • Die Ressourcenkarte ist ein Instrument aus der Sozialdiagnostik, welches die individuellen Stärken, Unterstützungsmechanismen und Kompetenzen in den Fokus nimmt. Es ermöglicht eine Visualisierung der Ressourcen und gibt einen schnellen Überblick über die Gegebenheiten, welche ein Klient als nützlich erachtet. 

  • Das Verfahren «MELBA» besteht aus drei Elementen. Ein Fähigkeitenprofil ermittelt die vorhandenen Fähigkeiten eines Menschen. Ein Anforderungsprofil ermittelt die nötigen Anforderungen einer Arbeit oder Tätigkeit. Mit diesen Beiden Elemente lässt sich eine «Passung» durchführen und definieren, an welchen Fähigkeiten gearbeitet werden möchten. Zusätzlich ist MELBA ein gutes Mess- und Vergleichsinstrument, welches Patient*innen erlaubt ihre Fortschritte visuell aufzuzeigen. 

  • Grundkenntnisse in der Informationstechnologie sind längst zu einer weiteren «Kulturtechnik» geworden. Neben Lesen, Rechnen und Schreiben werden heute für fast jedem Arbeitsplatz rudimentäre Kenntnisse im Umgang mit einem PC vorausgesetzt. Wer keine oder nur wenig Grundkenntnisse im Umgang mit PCs beherrscht, hat die Möglichkeit diese im Rahmen der Gruppe zu erlernen. Hier steht die Anwendung der MS Office Programme im Vordergrund:

    • Word (Textverarbeitung)
    • Excel (Tabellen und Kalkulation)
    • Outlook (E-Mail)
    • Power Point (Präsentationen)
       
  • Der erste Schritt für den Bewerbungsprozess ist eine Auslegeordnung der aktuellen Lebens- und Arbeitssituation: Was hat die Person bisher gemacht und was kann sie darauf für die Zukunft lernen. Welche Rahmenbedingungen braucht es, damit sie sich wohlfühlt und somit gute Arbeit leisten kann.

    Das Berufsinformationszentrum BIZ in Brig ist eine Mediathek für Jugendliche und Erwachsene mit vielfältigen Informationen und Dokumentationen zu den Themen Studium, Beruf, Stellensuche und Weiterbildung. Auch ist es möglich eine sogenannte Laufbahnberatung in Anspruch zu nehmen. Im Rahmen der Gruppe, bieten wir Unterstützung bei der Auseinandersetzung mit den jeweiligen Berufsgruppen und die Möglichkeit das BiZ zu besuchen.

    Online ist es heute sehr einfach an viele Informationen innert kürzester Zeit zu gelangen. Oftmals kann die Flut an Informationen aber auch Überfordernd sein. Auch hier bieten wir Hilfestellung bei der Suche und Strukturierung der Vorgehensweise.

  • Das Erstellen eines Bewerbungsdossiers ist zeitlich sehr Aufwendig. Wir bieten Raum und Unterstützung beim Erstellen von zum Beispiel:

    • Anschreiben
    • Lebenslauf (mit Foto)
    • Motivationsschreiben
    • Anlagenverzeichnis
    • Schulzeugnisse

    Ein solides Bewerbungsdossier stellt die Grundlage für jede Bewerbung dar. Auch gibt es die Möglichkeit, allfällige Bewerbungsgespräche zu üben und vorzubereiten.

  • Ein persönliches Budget bietet einen detaillierten Überblick über die Einnahmen und Ausgaben und Orientiert sich an den vorhandenen finanziellen Ressourcen (Lohn). Eine solide Budgetplanung stellt also eine wertvolle Entscheidungsgrundlage dar und kann dabei helfen, seine Lebenswelt danach auszurichten.

  • Während der Therapieeinheit soll auch die Möglichkeit geboten werden, gemeinsam Betriebe zu besichtigen und sich direkt vor Ort ein Bild zu machen. Nach dem Prinzip der Ganzheitlichkeit soll hier ein differenziertes Bild des Arbeitsmarkts (1. und 2.) entstehen und den Klient:innen die Möglichkeit geboten werden, sich mit den Arbeitssituationen auseinanderzusetzen. Diese Besuche werden in der Gruppe reflektiert.

  • Im Prozess der Rehabilitation treten viele Fragen auf, welche nicht immer von uns beantwortet werden können. Gegenüber einzelnen Themen grenzen wir uns Bewusst ab:

    • Psychoedukation
    • Sozialberatung
    • Sonstige Fachspezifischen Bereiche (z.B.: Rente, Finanzen, RAV, Versicherungen usw.)

    Hier bietet sich die Möglichkeit bei Bedarf Fachpersonen (Ärzt*innen, Psycholog*innen, IV, Sozialdienst) zu Gruppengesprächen einzuladen. 

Ganzheitlichkeit und Nachhaltigkeit

Arbeit hat in unserer Gesellschaft einen sehr hohen Stellenwert. Für die meisten Menschen bedeutet Arbeit die Grundlage ihrer Existenz. Darüber hinaus gibt uns unsere Arbeit Wertschätzung, Selbstverwirklichung, Bestätigung und das Gefühl, dazuzugehören. Die Patienten erhalten im Rahmen der Therapieeinheit die Möglichkeit, sich ohne Druck und Angst mit dem Thema Arbeit auseinanderzusetzen, positive und negative Aspekte auszuarbeiten und diese mit ihren Ressourcen zu verknüpfen bzw. Strategien zu entwickeln, mit diesen Umzugehen. Dies schafft eine Möglichkeit zur Ganzheitlichen Betrachtung des Themas Arbeit und schafft Nachhaltigkeit im Integrationsprozess.

Ort und Zeit

Im UG des alten Spitals entstehen im Jahr 2024 neue Räumlichkeiten in Form von 4 PC-Arbeitsplätzen und einem Aufenthaltsraum. Zudem existiert das Trainings und Simulationszentrum mit voll ausgestatteten Schulungsräumen welche genutzt werden können. Das Projekt wird in zwei Phasen lanciert. Zwischen den Beiden Phasen findet eine Evaluation statt:

Planungsphase:

  • Start ab 4 Patient*innen bis maximal 8 Patient*innen
  • 1 Tag in der Woche (z.B.: Donnerstag) 
  • 7-8 Wochen / Einheit
  • 09:00 Uhr – 12:00 Uhr I 13:15 Uhr – 16:15 Uhr

Integrationsphase:

  • Gruppengrösse maximal 12 Patient*innen
  • 1-2 Tage in der Woche (z.B.: Dienstag und / oder Donnerstag)
  • 4-8 Wochen pro Einheit
  • 09:00 Uhr – 12:00 Uhr I 13:15 Uhr – 16:15 Uhr
     

Anspruchsgruppen und Voraussetzungen

Als grundsätzliche Voraussetzung gilt die Zielsetzung. Diese muss im Bereich der Arbeitsintegration gesetzt sein. Mögliche Zielsetzungen können sein:

  • Arbeitsintegration vorbereiten
  • Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeit
  • Positiven Bezug zur Arbeit herstellen
  • Arbeitsbezogene Ressourcen erkennen und fördern
  • Bewerbungsprozess unterstützen
     

Anmeldeverfahren

Die Anmeldung erfolgt per E-Mail mit ausgefülltem Formular (PDF). Sobald ein neuer Durchlauf gestartet wird, wird der behandelnde Therapeut / die behandelnde Therapeutin informiert. Vorgängig findet ein Indikationsgespräch statt, indem die gegenseitigen Erwartungen und Ziele geklärt werden können.