Vision und Strategie

Geschichte der nachhaltigen Entwicklung

Der Begriff «nachhaltige Entwicklung» tauchte erstmals 1987 im Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der UNO mit dem Titel «Unsere gemeinsame Zukunft» auf. Er beschrieb einen ersten Entwicklungsrahmen, der ein Gleichgewicht zwischen Wirtschaftsleistung, Nutzung der Ressourcen und sozialem Wohlbefinden empfahl. 

Das Konzept der Nachhaltigkeit bestand informell bereits in den 60er-Jahren mit der Kritik am Wirtschaftsmodell der Industrieländer in Bezug auf die Umweltauswirkungen insbesondere über die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und den massiven Einsatz von Pestiziden. 

1972 wurde von Forschern des renommierten MIT- Massachusetts Institute of Technology ein erster wissenschaftlicher Bericht, der Meadows-Bericht, veröffentlicht. Er zeigte auf, wie das Wirtschaftswachstum im XXI. Jahrhundert aufgrund der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung der natürlichen Rohstoffe zu einem raschen Absinken der Bevölkerungszahl führen wird.  

2015 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen einstimmig die Resolution «Transformation unserer Welt», mit der die grossen und weltweiten Herausforderungen angegangen werden sollen. Heute drängt sich diese Agenda 2030 für alle privaten und öffentlichen Organisationen als neuer Referenzrahmen der «Nachhaltigkeit» auf. Dieser Rahmen besteht aus 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und 169 Unterzielen. 190 Länder unterzeichneten die Resolution, die von manchen als «Überlebensplan der Menschheit» bezeichnet wird. Auch die Schweiz verpflichtete sich, diese Ziele zu erreichen. 

Ziele und Unterziele werden an die verschiedenen geografischen, politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten angepasst. Die Umsetzungsmodalitäten sind jedoch überall dieselben. Jede Organisation muss aufzeigen, welche Ziele sie betreffen und wie sie dazu beiträgt, um diese zu erreichen. 

Unter den bemerkenswerten Interpretationen der Ziele kann diejenige mit der Bezeichnung «SDG-Hochzeitstorte» erwähnt werden. Sie schlägt eine Hierarchie der Ziele vor, die folgendermassen erklärt werden kann: 

Gesundheitssystem und Nachhaltigkeit

Für die Gesundheitssysteme erstellte das Institute for Healthcare Improvement (IHI) 2007 ein erstes Nachhaltigkeitskonzept auf der Grundlage von drei Dimensionen (Institute for Healthcare Improvement, 2007). Bodenheimer und Sinsky fügten 2014 eine vierte Dimension hinzu (Bodenheimer & Sinsky, 2014). Das kombinierte Ziel besteht darin, den Gesundheitszustand der Bevölkerung zu verbessern, die Patientenerfahrung in Bezug auf die Versorgung zu fördern, die Gesundheitskosten pro Einwohner zu reduzieren und die Zufriedenheit des Personals zu erhöhen. Angesichts der Klimaveränderungen veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2016 einen operativen Rahmen, um die Resilienz der Gesundheitssysteme zu stärken und Elemente in Bezug auf die Umwelt zu integrieren. Damit wollte sie auf die klimatischen Risiken in den staatlichen Plänen und den Programmen der Gesundheitsakteure reagieren (WHO, 2016). Dieser operative Rahmen deckt die 6 ebenfalls von der WHO definierten Bausteine des Gesundheitssystems (WHO, 2010) ab: Governance, Gesundheitsfachkräfte, Gesundheitsinformationssysteme, Technologien und wesentliche Medizinprodukte, Dienstleistungen und Finanzierung. 

Heute stützt sich das Schweizer Gesundheitssystem, wie jeder andere Bereich, auf die Agenda 2030 und ihre 17 Ziele ab, um die Nachhaltigkeitsstrategie zu definieren und umzusetzen. Dieser Ansatz gilt selbstverständlich auch für die Spitalzentren. Prioritär und entsprechend seinem Auftrag trägt ein Spital zum Erreichen des Ziels Nr. 3 «Gesundheit und Wohlergehen» bei. Allerdings kann dieses Ergebnis nicht ohne Auswirkungen erzielt werden und die Führungskräfte müssen ihre Tätigkeiten globaler betrachten. In der Schweiz ist das Gesundheitssystem für 6 % des CO2-Fussabdrucks verantwortlich. Es belegt damit den vierten Platz hinter Ernährung (28 %), Wohnen (24 %) und Mobilität (12 %) (Bundesrat, 2018). 
 

Die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) veröffentlichte ein Positionspapier, das einen ersten Schritt in Richtung eines nachhaltigen Gesundheitssystems in der Schweiz darstellt (SAMW, 2022). Für die Akademie ist es wichtig, die Gesundheit in einem globalen und bereichsübergreifenden Ansatz zu betrachten. Dabei müssen im Bewusstsein um die immer grösseren Material- und Energieflüsse die menschlichen, finanziellen und ökologischen Grenzen berücksichtigt werden. Neue Versorgungsmodelle müssen gefördert werden, um die Komplexität der menschlichen Bedürfnisse besser zu berücksichtigen. Der Einbezug der Herausforderungen im Umweltbereich in die Arbeitsweise der Gesundheitsinstitutionen wird global zu einer besseren Gesundheit der Bevölkerung beitragen. Die Integration von Themen betreffend einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt und ein nachhaltiges Gesundheitswesen in die Ausbildungen des Gesundheitsbereichs wäre ein willkommener Beitrag im Hinblick auf eine langfristige bereichsübergreifende Vision. Dabei ist es wichtig, die jungen Erwachsenen und die künftigen Generationen, die von den klimatischen Auswirkungen am meisten betroffen sind, in die Entscheidungsprozesse einzubeziehen, um die Energiewende zu beschleunigen. 
 
Eine Studie im Rahmen des Projekts «Greenhospital» (Keller, Muir, Roth, Jattke, & Stucky, 2021) evaluiert die wichtigsten Umweltauswirkungen der Schweizer Spitäler. Heizung, Restauration, Gebäudeinfrastruktur und Strom sind für rund 70 % dieser Auswirkungen verantwortlich. 

Kantonale Strategie der nachhaltigen Entwicklung

Die Strategie 2030 der nachhaltigen Entwicklung im Wallis umfasst 10 Themenbereiche, in denen die 17 SDGs enthalten sind. Im Wallis werden die Herausforderungen und Ziele also ähnlich behandelt wie beim Bund oder bei der UNO. Allerdings sind sie an die Realität und den Handlungsspielraum des Kantons angepasst. 

Der Staatsrat hat dabei ausdrücklich das Thema der Beispielhaftigkeit hervorgehoben. Die Verwaltung soll vorbildlich sein. Zudem möchte der Staatsrat die Kohärenz zwischen den verschiedenen Politikbereichen sicherstellen und als Auftraggeber mit gutem Beispiel vorangehen, indem er insbesondere die Institutionen in seinem Besitz und die von ihm subventionierten Projekte einbezieht. Der kollektive Einsatz ist entscheidend. 

In dieser Agenda 2030 (Kanton Wallis, 2018) werden noch andere Themenbereiche behandelt. Mit dem Schutz der Ressourcen, einer verantwortungsvollen Konsumweise und einem effektiven und effizienten Gesundheitssystem möchte der Staatsrat einen besonderen Beitrag zum Erreichen der 17 Ziele der nachhaltigen Entwicklung der UNO leisten. 

Versorgung, Infrastrukturmanagement, Abfallproduktion, usw. sind ebenfalls Themen und Herausforderungen in Bezug auf die Nachhaltigkeit. Sie erfordern die Übernahme von Verantwortung und einen Aktionsplan zur Reduktion der Auswirkungen. In einem umfassenderen Rahmen sollen sie der Schweiz ermöglichen, ihre internationalen Verpflichtungen einzuhalten. 

Vision des Verwaltungsrats

Im Spital Wallis sind wir uns der Tatsache bewusst, dass unsere Tätigkeiten zahlreiche positive und negative Auswirkungen auf die Umwelt und das Ökosystem generieren. Als öffentliche Organisation mit dem Hauptauftrag des Gesundheitsschutzes und des Wohlergehens der Bevölkerung und unserer Mitarbeitenden stehen wir grossen Herausforderungen in Bezug auf die nachhaltige Entwicklung gegenüber. Es ist unsere Pflicht, diese Herausforderungen ins Zentrum unserer strategischen Vision und unserer Aktionspläne zu stellen. 

Heute decken wir die Gesundheitsbedürfnisse ab, indem wir auf das bestmögliche Verhältnis zwischen Qualität, Gleichbehandlung und Wirtschaftlichkeit unserer Versorgungsleistungen achten. Dabei berücksichtigen wir in unserer Arbeitsweise die ökologischen und sozialen Herausforderungen. Wir haben ebenfalls damit begonnen, unsere Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren, indem wir insbesondere den Verbrauch natürlicher Ressourcen vermindern, das Mobilitätsmanagement anpassen und den Übergang zu erneuerbaren Energien fördern. 

Mit der Präsentation unserer guten Praxis verfolgen wir ein doppeltes Ziel. Einerseits möchten wir die bereits umgesetzten Bemühungen und Verpflichtungen hervorheben. Andererseits wollen wir uns aktiv dafür einsetzen, dass dieses Inventar zu einer individuellen, kollektiven und institutionellen Inspirationsquelle zur Beschleunigung des Übergangs und zur Bewältigung der zahlreichen Herausforderungen wird, denen wir gegenüberstehen. 

Wir wollen als engagierter, vorbildlicher und innovativer Akteur in Bezug auf die nachhaltige Entwicklung anerkannt werden.