«An der Universität hatte ich keine Ahnung, wie vielfältig dieses Gebiet ist. Das liegt natürlich am Alter der Patientinnen und Patienten, das von drei oder vier Jahren bis 18 Jahre reicht. Doch auch die Situationen und Gründe, aus denen wir aufgesucht werden, sind sehr unterschiedlich. Ich schätze es sehr, mit den Familien zu arbeiten, zusammen mit der Schule, den Ärztinnen und Ärzten und dem Kindesschutz.»
Stéphanie Rupp ist nicht nur von ihrer Arbeit begeistert, sondern auch von ihrem Umfeld und dem «tollen Team in dem ein gutes Klima zwischen Neuankömmlingen und langjährigen Mitarbeitenden herrscht. Mir gefällt der Austausch zwischen den erfahreneren Teammitgliedern und den Jungen mit ihren neuen Ideen.» Auf dieses Team ist Verlass, wenn es darum geht, die Schwierigkeiten in diesem manchmal belastenden Beruf zu bewältigen. «Ich hatte Glück und wurde von Anfang an gut begleitet, denn es ist nicht einfach, mit gewissen Situationen umzugehen. Glücklicherweise bestehen formelle Angebote, in denen wir lernen, die notwendige Distanz zu den Ereignissen einzunehmen. Und weitere weniger formelle Gelegenheiten wie Gespräche im Korridor.»
Stéphanie Rupp, die nach ihrem Praktikum eine 50%-Stelle übernommen hat, schätzt die zusätzliche Erholungszeit. «So kann ich besser abschalten und mich ausruhen. Ich muss auch Sport treiben und mich mit meinen Freunden austauschen können, die nicht vom Fach sind. Das ist wichtig, denn manchmal ist die Arbeit hart. Man möchte gerne allen helfen. Und zwar rasch.»
Stéphanie Rupp, die in ihrem Fachgebiet noch längst nicht alles gesehen hat, wird nicht so rasch aufgeben. Sie äussert sich sogar sehr entschieden: «Die Kinderpsychiatrie muss sich weiterentwickeln können und einen angemessenen Platz erhalten. Was bei Erwachsenen funktioniert, muss nicht zwangsläufig auch bei Kindern klappen. Oft versucht man einfach, Protokolle und fixfertige Lösungen anzuwenden. Manchmal klappt das. Aber nicht immer. Mit Kindern braucht man viel Fantasie, sonst landet man rasch auf dem Boden der Realität.»