Studie in der Schweiz und im Wallis: bleibende Lungenschäden nach Covid-19 nachgewiesen

Schwere Covid-19-Erkrankungen können auch nach vier Monaten noch anhaltende Beeinträchtigungen der Sauerstoffaufnahme der Lunge zur Folge haben.

Eine gesamtschweizerische Studie unter der Leitung des Inselspitals, Universitätsspital Bern, und unter Mitwirkung von neun Zentren in der ganzen Schweiz, darunter die Abteilung Pneumologie des Spitalzentrums des französischsprachigen Wallis (CHVR) stellt erstmals fest: schwere Covid-19-Erkrankungen können auch nach vier Monaten noch anhaltende Beeinträchtigungen der Sauerstoffaufnahme der Lunge zur Folge haben. Eine Langzeitbeobachtung und Behandlung dieser Patientinnen und Patienten ist wichtig und dringlich.

Bereits im Sommer 2020 berichteten verschiedene Studien von andauernden Symptomen und möglichen bleibenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei Patientinnen und Patienten nach einer Covid-19-Erkrankung. Die hier vorgestellte Beobachtungsstudie hat zum Ziel, den mittel- und langfristigen Krankheitsverlauf, insbesondere bezogen auf die Lunge, anhand klinischer Daten zu dokumentieren. Die Studie liefert wichtige Grundlagen für die klinische Betreuung von Covid-19-Langzeitpatienten.

Anhaltend verminderte Sauerstoffaufnahme

Die vorliegende erste Auswertung der «Swiss national Covid-19 lung study» nach vier Monaten zeigt besonders nach schweren Covid-19 Erkrankungen eine deutliche funktionelle Beeinträchtigung der Lunge. Noch 4 Monate nach der Infektion vermindert eine schwere Covid-19-Erkrankung die Sauerstoffaufnahme der Lunge im Durchschnitt um einen Fünftel gegenüber dem erwarteten Wert einer gesunden Person.

Auch die systematische Auswertung der computertomografischen Lungenaufnahmen weist auf Beeinträchtigungen hin. Prof. Lukas Ebner, Radiolog, erläutert: «Obwohl die Darstellung der initialen Covid-19-Pneumonie im bildgebenden Verfahren relativ charakteristisch ist, sind die mittel- und langfristigen radiologischen Manifestationen derzeit noch nicht ausreichend verstanden. Neben Schädigungen des Lungengewebes, die auf Folgen der schweren Pneumonie zurückgeführt werden können, indiziert das CT-Bild auch eine mögliche Beteiligung der kleinen Atemwege, die nach Covid-19 ein ziemlich charakteristisches Bild ergibt.»

Langfristige Begleitung nach Covid-19-Erkrankung

Die nachgewiesenen Veränderungen der Lunge sind ein deutliches Warnsignal. Eine Covid-19-Erkrankung ist nach einer Akutphase längst noch nicht überwunden.

Die Forschenden der «Swiss national Covid-19 lung study» weisen mit Nachdruck darauf hin, dass Patientinnen und Patienten auch nach der Akutphase von Covid-19 dringend medizinisch in Kompetenzzentren multidisziplinär betreut und begleitet werden müssen.

«Seit Januar 2020 wurden mehr als 1200 Patienten wegen COVID-19 ins Spitalzentrum des französischsprachigen Wallis (CHVR) aufgenommen», erklärt Prof. Pierre-Olivier Bridevaux, Leiter der Abteilung Pneumologie des CHVR. «Wir beobachten täglich die langfristigen Auswirkungen von COVID-19 auf das Atmungssystem der Patienten und der Bedarf an Rehabilitation und spezifischer Therapie ist hoch».

Erste nationale Studie zur Langzeitentwicklung der Lunge nach Covid-19

Die nationale, multizentrische, prospektive Beobachtungsstudie «Swiss national Covid-19 lung study» wurde unter der Leitung der Universitätsklinik für Pneumologie am Inselspital, Universitätsspital Bern, initiiert. An der Studie nehmen mittlerweile neun Zentren in der ganzen Schweiz teil.

Die Daten von 113 Patientinnen und Patienten wurden ausgewertet. 66 wiesen einen schweren bis kritischen und 47 einen milden bis mässig-schweren Verlauf auf. Erhoben wurden Daten zur die Lungenfunktion (inkl. Atemmuskelkraft), die Kohlenmonoxid-Diffusionskapazität (DLCO), ein 6-Minuten-Gehtest, sowie CT-Aufnahmen der Lunge. Bekannte Risikofaktoren wie BMI, Rauchen, Alter und Vorerkrankungen etc. wurden ebenfalls erfasst.