Myrtha Courtion, Pflegefachfrau

«Statt eine Schmerztablette zu verabreichen, genügt es oft, sich etwas Zeit für den Patienten zu nehmen», erklärt Myrtha Courtion lächelnd. Die Pflegefachfrau arbeitet im Departement Innere Medizin des Spitalzentrums Oberwallis in Visp. Sie hat sich vor fast 20 Jahren für ihren Beruf entschieden, weil sie im Kontakt mit Menschen arbeiten wollte. «Eigentlich wollte ich ursprünglich Kinderpflegerin werden», erinnert sie sich. «Doch diese Ausbildung gab es nur in Luzern und ich hatte Angst, dass ich dort Heimweh haben würde…»

Statt sich Kleinkindern zu widmen, entschied sie sich für ein Praktikum in der Klinik Saint-Amé in Saint-Maurice. «Die Klinik wurde von Ordensschwestern aus dem Oberwallis geführt, was meine Eltern beruhigte. Zudem erhielt ich so Gelegenheit, Französisch zu lernen und meine Berufswahl zu bestätigen. Für mich war immer klar, dass ich nicht in einem Büro arbeiten wollte.»

Nach der Ausbildung machte  sie einen weiteren Abstecher in die Klinik Saint-Amé, arbeitete dort 4 Jahre. Danach folgten 10 Jahre in der Klinik für Rehabilitation und Langzeitpflege und 3 weitere Jahre im Spital Brig. Seit 4 Jahren nun arbeitet Frau Courtion in Visp. Wenn sie Frühschicht hat, beginnt ihr Arbeitstag um 6.45 Uhr und endet um 15.15 Uhr. Nach dem Rapport der Nachtwache müssen die Medikamente und Infusionen gerichtet werden und bei den Patienten werden der Blutdruck und das Gewicht bestimmt. Gegen 7.30 Uhr werden zusammen mit dem Frühstück die Medikamente verteilt. Danach werden die Patienten bei der Körperpflege unterstützt, bevor um 9.15 Uhr die Arztvisite beginnt. «Meist dauert sie etwa eineinhalb Stunden. Gleichzeitig führen wir das elektronische Patientendossier nach und erfassen alle Aktivitäten am Computer.» Nach dem Mittagessen halten Ein- und Austritte, Verbandwechsel, die Evaluation der Pflege, Gespräche mit den Familien sowie Physio- und Ergotherapierapporte die Pflegefachfrauen auf Trab, bis es Zeit für die Pflegevisite am Patientenbett ist. «Dazwischen läuten ständig das Telefon und der Patientenruf…» Es kommt  öfters vor, dass wir nicht pünktlich Feierabend machen können, da noch viel Schreibarbeit zu erledigen ist.

«Wir schreiben und schreiben», macht sich Myrtha Courtion lustig. «Ich habe diesen Beruf ursprünglich gelernt, um zu pflegen, die Patienten zu betreuen, für sie da zu sein. Das ist die Kehrseite der Medaille in einem System, mit dem das Patientendossier laufend aktualisiert werden kann und die Informationen effizient an die Pflegefachfrau weitergeleitet werden können, die die nächste Schicht übernimmt. Früher war auch nicht alles ideal. Es ist wichtig, flexibel und anpassungsfähig zu sein.»

Obwohl die Arbeit und die unregelmässigen Arbeitszeiten manchmal nicht einfach sind, würde Myrtha Courtion ihren Beruf um nichts in der Welt tauschen. «Falls ich nochmals von vorne beginnen müsste, würde ich mich sofort wieder für meinen Beruf entscheiden. Ich habe das Glück, in einem tollen Team arbeiten zu können, welches  mir Rückhalt gibt, wenn ich diesen brauche und mich in meinen Ideen unterstützt. Wir teilen die schönen aber auch die traurigen Momente zusammen. Besonders befriedigend finde ich immer noch, wenn ich sehe, wie wenig es braucht, um etwas Gutes zu tun. Ein Lächeln und ein “Danke” sind deshalb unsere schönste Belohnung. Manchmal beklagen sich die Patienten natürlich auch. Doch das darf man nicht persönlich nehmen und muss sich in ihre Lage versetzen. Es braucht zwischendurch eine grosse Portion Humor. Ich versuche immer, die Menschen so zu pflegen, wie ich selbst gepflegt werden möchte.»