Marie-France Rudaz, Biomedizinische Analytikerin

«Mein erster Chef kam eines Tages aus den Vereinigten Staaten zurück, wo er eine automatische Anlage für die Verarbeitung der Proben gesehen hatte», erinnert sich Marie-France Rudaz, leitende biomedizinische Analytikerin im Zentralinstitut. «Er erzählte uns von einem kleinen Zug, der die Proben von einem Analysegerät zum nächsten bringe. Wir fanden das damals sehr amüsant…» Unterdessen hat die Realität die Fiktion eingeholt: Seit dem Herbst 2010 verfügt das Zentralinstitut über einen derartigen Automaten. «Als ich 1988 anfing, nahm das Handling der zahlreichen Proben viel Zeit in Anspruch. Heute ist alles viel stärker automatisiert.»

Ob mit oder ohne Automat, die Arbeit der biomedizinischen Analytikerin – «früher hiess der Beruf medizinische Laborantin», wie Marie-France Rudaz in Erinnerung ruft – ist auch heute noch entscheidend, um Analyseresultate für die Ärztinnen und Ärzte bereitzustellen. «Wir arbeiten in erster Linie für das Spital und das Labor ist rund um die Uhr in Betrieb. Wenn die Patientinnen und Patienten krank werden, warten sie damit nicht bis morgens um acht Uhr», erklärt sie. «Nachts sind es vor allem die Notfallabteilungen, die uns beanspruchen, aber nicht nur. Unsere Dienste werden auch benötigt, wenn es einem Neugeborenen schlecht geht, wenn ein Diabetespatient überwacht werden muss oder nach einer Operation.»

Nachdem Marie-France Rudaz während fast 20 Jahren Pikettdienst geleistet hat, ist sie heute als Leiterin davon befreit. Doch die 17 Mitglieder ihres Teams sind ständig im Einsatz. «In einigen Bereichen handelt es sich klar um Teamarbeit, da wir in der Lage sein müssen, eine laufende Analyse an eine Kollegin oder einen Kollegen weiterzugeben. In anderen Gebieten kann es vorkommen, dass man eine Analyse vom Anfang bis zum Ende alleine durchführt.» In beiden Fällen sind die gleichen grundlegenden Eigenschaften gefragt: «Man muss ein Faible für die Technik haben und sehr genau und gewissenhaft sein», betont Marie-France Rudaz. Annäherungen haben im Labor nichts zu suchen. «Man darf auch keine Angst davor haben, einen Schraubenzieher in die Hand zu nehmen und sich manchmal an einen Apparat zu wagen», lächelt sie.

Auf jeden Fall besteht das Ziel der Laborarbeit noch immer darin, «den Arzt zu unterstützen, der einer Krankheit auf den Grund gehen muss. Oft hat er eine Idee und sucht nach einer Bestätigung», erklärt die Spezialistin. «Manchmal kann mit unseren Analysen auch eine Krankheit nachgewiesen werden, an die der Arzt nicht unbedingt gedacht hätte.» Das Labor führt hauptsächlich Blutuntersuchungen durch, arbeitet jedoch auch mit Urin und neuerdings mit Speichel. Nach Aussage der leitenden Analytikerin hat die Arbeit jedoch nicht viel mit den Labors in den Fernsehserien zu tun: «Der grösste Teil der Analysen wird zwar innerhalb eines halben Tages durchgeführt, doch meist dauert es einiges länger als am Fernsehen. Und das ist nur um ein kleiner Teil unseres Berufs.» In diesem Punkt hat die Fiktion die Realität noch nicht eingeholt…