«Die Zahl der antibiotikaresistenten Bakterien nimmt auf der ganzen Welt in gefährlichem Ausmass zu», erklärt Prof. Nicolas Troillet, Direktor des Zentralinstituts der Spitäler (ZIS) und Chefarzt der Abteilung Infektionskrankheiten. «Unsere Abteilung organisiert seit vielen Jahren Schulungen für Spitalärzte, Hausärzte und Apotheker zur richtigen Infektionsbehandlung, um die langfristige Effizienz von Antibiotika sicherzustellen und die Antibiotikaresistenzen einzudämmen.» Ziel ist es, das Verantwortungsbewusstsein aller Akteure interdisziplinär zu stärken.
«Antibiotika müssen mit Bedacht eingesetzt werden. Indikation und Dauer der Behandlung sowie das gewünschte Resultat sind sorgfältig abzuwägen», gibt Prof. Troillet zu bedenken. «Der übermässige und unangebrachte Einsatz von Antibiotika beschleunigt die Entwicklung von resistenten Keimen, wodurch Infektionskrankheiten nicht mehr – oder nur noch sehr schwer – behandelt werden können.».
Westschweizer Studie zur antimikrobiellen Resistenz
Die Abteilungen Intensivpflege, Innere Medizin und Chirurgie des Spitalzentrums des französischsprachigen Wallis wirken seit dem letzten Winter an einer Studie im Rahmen des nationalen Forschungsprogramms «Antimikrobielle Resistenz» mit. Nach einer 6-monatigen Beobachtungsphase im Universitätsspital Lausanne sowie in den Spitälern Freiburg, Riviera-Chablais und Spital Wallis wurde der erste Teil dieser Studie abgeschlossen.
«Die Antibiotika-Verschreibungen wurden näher unter die Lupe genommen», erklärt Prof. Troillet. «Im Beobachtungszeitraum haben die Ärzte der teilnehmenden Spitalabteilungen fast 1’000 Patienten ein fragliches Antibiotikum verschrieben». In einem Viertel der Fälle machte ein Spezialist für Infektionskrankheiten den verschreibenden Ärzten einen Vorschlag für eine optimalere Medikation. Jeder zweite Arzt nahm den Vorschlag an und änderte die Verordnung entsprechend. «Die pluridisziplinäre Herangehensweise und der Austausch zwischen den Ärzten – Intensivmediziner, Internisten, Chirurgen und Infektiologen – sind sehr erfreulich.»
Software erkennt Einsatz von problematischen Antibiotika
Die Software Mediscreen, die Risikosituationen automatisch erkennt und so zur Erhöhung der Sicherheit bei medikamentösen Behandlungen beiträgt, wurde nach einer Pilotphase im Spital Wallis definitiv eingeführt. «Diese Software ermöglicht es der Abteilung Infektionskrankheiten, den Einsatz bestimmter problematischer Antibiotika zu erkennen, so dass man gegebenenfalls die verschreibenden Ärzte kontaktieren und mit ihnen über die Indikation diskutieren kann», präzisiert Prof. Nicolas Troillet. Innerhalb von 6 Monaten wurde so in rund 100 Fällen die Behandlung angepasst, um unerwünschten Wirkungen in Zusammenhang mit Medikamenten vorzubeugen.
Das Spital Wallis informiert
Während der Antibiotika Awareness Woche werden in der Eingangshalle des Spitals Sitten und am Empfang der Spitäler Brig, Visp, Siders und Martinach Informationsunterlagen des Bundesamtes für Gesundheit zur nationalen Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) ausliegen. Die StAR will sowohl den Fachleuten als auch der breiten Öffentlichkeit in der Schweiz die Wichtigkeit eines verantwortungsvollen Umgangs mit Antibiotika bewusst machen (www.star.admin.ch).