Covid-19-Studie

Auswirkungen und Risikofaktoren einer Covid-Erkrankung bei schwangeren Frauen – Das Oberwallis trägt aktiv zur Studie bei

Im März 2020 wurde auf Initiative der Klinik für Geburtshilfe des CHUV Lausanne eine Studie gestartet, die den Verlauf von an Covid erkrankten schwangeren Frauen untersuchen sollte. Die beiden Abteilungen für Geburtshilfe des Spitalzentrums Oberwallis (SZO) und des französischsprachigen Wallis (CHVR) nahmen daran teil. Die Studienerkenntnisse wurden nun veröffentlicht: Sie sind für Fachpersonen im Gesundheitswesen sowie für Frauen mit Kinderwunsch und werdende Mütter wertvoll.

«Die Bereitschaft der Oberwalliser Frauen, ihre Schwangerschafts- und Krankheitsverläufe in dieser Studie auswerten zu können, generiert viel Wissen über die neue Covid-Erkrankung», bedankt sich Dr. Silke Johann, ärztliche Leiterin der Klinik Frau-Kind am SZO, bei den Oberwalliserinnen. Die Studie hatte bereits auf nationaler Ebene Einfluss, u.a. auf den Entscheid des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), die Schwangeren als Risikogruppe einzustufen und die Impfung für sie zu öffnen.

Ein umfassendes Bild gewinnen

Insgesamt wurden 926 Schwangere mit einem positiven Covid-Test in die Studie eingeschlossen, 10 % davon mit einem schweren Krankheitsverlauf. «Zwischen März 2020, dem Beginn der Covid-Pandemie, und Juli 2020 lieferten wir Daten von 34 Patientinnen, die bei uns im Oberwallis an SARS-CoV-2 erkrankt waren, sowohl während der Schwangerschaft als auch unter der Geburt», erklärt die Gynäkologin. «Alle Verläufe, egal ob leicht oder schwer, wurden eingeschlossen, um ein möglichst umfassendes Bild zu gewinnen und Risikofaktoren zu erkennen. Welche Frauen sind schwanger und haben einen schweren Verlauf, welche haben einen leichten Verlauf der Covid-Infektion? Gibt es Unterschiede? Faktoren, die den Verlauf beeinflussen? Wie sind der Covid-Krankheitsverlauf, aber auch der Geburtsverlauf und die Nachgeburtsphase, wenn die Infektion um die Geburt herum auftritt? Passieren häufiger Fehlgeburten oder Todgeburten und hängt dies mit dem Zeitpunkt der Infektion in der Schwangerschaft zusammen?» All diese und mehr Fragen sollten Antworten finden.

Wichtige Erkenntnisse

Das Spital Wallis ist eine der gut 80 Gesundheitsinstitutionen, die zur COVID-Preg.-Studie beitrugen. Die Resultate wurden diesen Sommer publiziert. «Die Studienergebnisse sind für Fachpersonen und unsere Patientinnen wertvoll», weiss die Fachärztin des SZO und fasst wichtige Aspekte der Auswertung zusammen: «Wir stellten fest, dass schwangere Frauen, die an Covid-19 erkrankten, häufiger einen schweren Verlauf erlitten als gleichaltrige Frauen, die nicht schwanger waren. Wenn neben der Schwangerschaft noch Risikofaktoren wie Diabetes oder hoher Blutdruck hinzukamen, stieg die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf weiter an. Je schwerer der Verlauf, umso höher auch das Risiko, dass die Schwangerschaft mit einem Kaiserschnitt, oft auch als Frühgeburt, beendet werden musste. In den meisten Fällen ging es dabei der werdenden Mutter gesundheitlich so schlecht, dass die Geburt ausgelöst werden musste, um eine ausreichende Therapie der Covid-Erkrankung zu ermöglichen. Mit der Konsequenz, dass das Kind zu früh zur Welt kam und auf einer Frühgeborenenintensivstation betreut werden musste.» 

Weiter wurde in der Studie eine leicht erhöhte Rate an Fehlgeburten und an späten Fehlgeburten (stillgeborenen Kindern) festgestellt.

Kinderwunsch oder schwanger? Unbedingt impfen

«Mein Ratschlag an werdende Mütter oder Frauen mit Kinderwunsch: sich auf jeden Fall vor Beginn einer Schwangerschaft impfen lassen.» Die Impfung habe keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Eine Covid-19-Infektion könne aber bei auch sonst gesunden jungen Frauen in der Schwangerschaft zu einem schweren Verlauf mit dramatischen Folgen -  für sie und auch für das Kind - führen. «Bereits schwangere Frauen sollten mit ihrer Gynäkologin oder ihrem Gynäkologen das Thema Impfung in der Schwangerschaft ansprechen. Aktuell ist eine Impfung erst im zweiten und dritten Drittel empfohlen.» Ganz wichtig sei der Impfschutz bei schwangeren Frauen mit zusätzlichen Risikofaktoren wie Übergewicht, hohem Blutdruck, Diabetes oder Lungenerkrankungen – also den allgemein bekannten Risikofaktoren.

Suchen Sie das Gespräch

Ein wichtiges Anliegen ist Frau Dr. Johann, dass Frauen, die Fragen, Befürchtungen und Sorgen zu Covid-Erkrankungen in der Schwangerschaft oder rund um die Geburt haben, aktiv das Gespräch mit den betreuenden Ärztinnen und Ärzten und dem Spital suchen. «Das SZO hat mit seiner familienorientierten Geburtshilfe das Anliegen, auch in einer so ausserordentlichen Situation die werdenden Eltern im Oberwallis gut zu begleiten und die Geburtssituation so normal wie möglich zu gestalten. Der Schutz von Mutter und Kind aber auch vom begleitenden Personal steht da an erster Stelle.»