«Guten Mutes bleiben und den Kopf nicht hängen lassen»

Alzheimer - Odette und Roger erzählen.

Odette und Roger aus Savièse huscht ein Lächeln über das Gesicht, wenn sie auf ihr erfülltes Leben zurückblicken. Die heute 91- und 86-Jährigen sind seit 65 Jahren verheiratet und haben fünf Kindern das Leben geschenkt.

Eines Tages «ist unserem Hausarzt etwas aufgefallen und er hat Odette zu einem Neurologen geschickt», erinnert sich Roger. Einige Sprechstunden später stand die Diagnose fest - Alzheimer.

«Ich weiss nicht mehr, was wir in diesem Moment gefühlt haben», gibt er zu. «Man darf aber auf keinen Fall den Kopf hängen lassen. Oder ‚pas capona’, um es im guten alten Savièser Patois zu sagen. Man muss die Krankheit als ständigen Begleiter akzeptieren und nach vorne schauen. Es ist wie beim Bergsteigen: Wenn man daran denkt, gleich runter zu fallen, dann fällt man auch

Heute, einige Jahre nach den ersten Anzeichen der Krankheit, wird Odette von ihrem Mann und ihren Kindern betreut. «Ich helfe ihr beim Anziehen und bringe sie ins Bett», erklärt Roger. Die Körperpflege besorgt die Tochter. «Wir haben uns noch nicht an das sozialmedizinische Zentrum gewendet. Wir können uns selbst organisieren, vor allem, da ich noch meinen Führerschein habe

Die in Frankreich geborene Odette erinnert sich an ihre Kindheit in Grindelwald, wo sie nach dem Tod ihrer Mutter ab ihrem zweiten Lebensjahr von Tanten aufgezogen wurde. «Ich erinnere mich an die Schule, an meine zahlreichen Freundinnen und Lehrer. Wir hatten es immer sehr lustig.» Auch erinnert sie sich mit einem glücklichen Lächeln an ihre Ausbildung zum Kindermädchen in Genf. Allerdings raubt ihr die Krankheit Erinnerungen, die weniger weit zurückliegen. Gleich wie ihr Mann bleibt sie aber guten Mutes: «Wir sind alt, aber wir können uns nicht klagen. Wir sind noch so gut beisammen, dass wir den Haushalt selbst machen können», lacht sie. Und ihr Mann fügt hinzu: «Sie hilft mir auch in der Küche, zum Beispiel beim Rüsten von Gemüse. Unser Leben ist doch gar nicht so übel!»

Im Alltag vermeidet es Roger, seine Frau alleine zu lassen. «Ich habe ein wenig Angst, allein zu sein», gibt sie zu. «Denn sollte ich stürzen, wäre niemand da, um mir zu helfen.» Ansonsten sorgt sich das Ehepaar Devantéry «nicht allzu sehr um morgen» und geniesst sein Chalet in Grindelwald. «Wir zwei gehen allein dorthin. Wir fahren diese Strecke schon über 60 Jahre und im Notfall habe ich ja noch mein Handy dabei», unterstreicht Roger. «Wir schlagen uns schon durch.» Oder «pas capona», wie er sagt.