Nationale Umfragen zu Corona-bedingten psychischen Belastungen haben in unserem Land eine deutliche Zunahme von psychischem Stress seit der zweiten Covid-19-Welle im Herbst 2020 belegen können. Der Anteil Personen mit schweren depressiven Symptomen betrug beispielsweise während des Lockdowns im April 2020 rund 9 Prozent. Seit November 2020 liegt dieser Wert über 18 Prozent. Besonders stark betroffen sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 24 Jahren und Personen, die durch die Pandemie finanzielle Einbussen erfahren mussten
Von dieser Entwicklung wurde auch das Oberwallis nicht verschont. Seit Herbst 2020 haben im Psychiatriezentrum Oberwallis die Anfragen und ambulanten Anmeldungen der Hausärzte und verschiedener Abteilungen des SZO infolge der Covid- und Postcoviderkrankungen sowie deren Folgen markant zugenommen. Bei Kindern-, Jugendlichen und jungen Erwachsenen wurde seit Ende 2020 über längere Zeit eine Verdoppelung der Anmeldezahlen für ambulante Behandlungen registriert. Dadurch mussten im PZO Wartefristen zwischen 3 und 4 Monaten hingenommen werden. Nicht weniger ungünstig wirkt sich der Anmeldedruck auf die Frequenz der Therapiesitzungen aus. Wöchentliche Therapiesitzungen waren kaum noch möglich. Durch die langen Wartefristen und die reduzierten Sitzungsfrequenzen erhöhte sich auch das Risiko für chronifizierte Verläufe.
Ende Juni 2021 hat der Staatsrat auf den Hilferuf der Walliser Psychiatrie reagiert. Für das PZO wurden zwei befristete Stellen gesprochen. Damit sollen die telefonischen Anmeldemöglichkeiten und die kurzfristige Krisenversorgung für die am stärksten betroffenen Altersgruppen verbessert werden.
Das bisherige ambulante psychiatrische/psychotherapeutische Behandlungsangebot wird im PZO für die Kinder- und Jugendlichen sowie die jungen Erwachsenen ab sofort ausgebaut. Damit sollen die Wartefristen verkürzt und die Sitzungsfrequenzen den Behandlungsstandards entsprechend erhöht werden können. Ab September wird das Therapeutenteam durch zwei zusätzliche psychologische Fachkräfte verstärkt.
Das bisherige Triageangebot sowie die Notfall- und Krisenversorgung im PZO werden somit dem akuten Mehrbedarf angepasst. Erweitert werden insbesondere die interprofessionelle permanente psychiatrische Anlauf- und Triagestelle für Anfragen der Bevölkerung im Zusammenhang mit psychischem Leiden. Dieser Dienst steht allen Altersgruppen zur Verfügung. Besondere Aufmerksamkeit erhalten akute Krisen- und Notfallsituationen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Diese werden zeitnah beurteilt, triagiert und behandelt.
- Im Oberwallis kann sich die Bevölkerung während den offiziellen Bürozeiten an die PsyCovid19 Helpline Telefonnummer 027 604 39 88 wenden. Die Helpline wird durch Fachpersonen des Care-Teams des Psychiatriezentrums Oberwallis PZO betreut.
- Bei psychiatrischen Notfällen und in psychischen Krisensituationen können Hilfesuchende wie bis anhin das PZO kontaktieren (Telefonnummer 027 604 36 50, ausserhalb der Bürozeiten 027 604 33 33). Von da aus werden sie dann an psychiatrische Fachpersonen weitergeleitet.